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veranstaltungsreihe

Dienstag, 10. Dezember 2019, 19:30 UHR

Zum 125. Geburtstag von Hans Henny Jahnn

Vortrag von Jan Bürger



Hans Henny Jahnn war Orgelexperte, Landwirt, Pazifist, Musikverleger und – vor allem – Schriftsteller. Er hat provoziert, obwohl er es nie darauf anlegte. Sein künstlerischer Eigensinn wurde als skandalös empfunden, seine Besessenheit rückte ihn in die Rolle des Außenseiters. Von Schriftstellern, Musikern und Künstlern als genialer Erneuerer des Romans verehrt, konnte er nie ein breites Publikum erreichen. In Vergessenheit geriet er dennoch nicht.

 

Zum 125. Geburtstag von Jahnn verknüpft Jan Bürger dessen Lebenswerk mit den Tendenzen seiner Zeit: Wie reagierte ein so origineller und auf Wirkung bedachter Künstler auf die Erschütterungen durch Kriege, politische Katastrophen und wissenschaftliche Revolutionen? Im Ersten Weltkrieg floh er aus Hamburg nach Norwegen. Nach der Rückkehr gründete er 1919 in der Lüneburger Heide die Glaubensgemeinschaft Ugrino und gewann 1920 mit dem Drama „Pastor Ephraim Magnus“ den Kleist-Preis. Mit Alfred Döblin, Bertolt Brecht, Gustaf Gründgens und vielen anderen stand er in enger Verbindung.

 

Abb.: Hoffman und Campe

Jan Bürger, geb. 1968, ist Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Er arbeitet seit 2002 im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Wichtige Veröffentlichungen: "Der Neckar. Eine literarische Reise" (2013), "Benns Doppelleben oder wie man sich selbst zusammensetzt" (2006), "Der gestrandete Wal. Das maßlose Leben des Hans Henny Jahnn" (2003/2017).

Eintritt: freiSpende erbeten

Dienstag, 19. November 2019, 19:30 UHR

Topographie einer Hölle

Reportagen der Unter-Weltstädte. Fragmente von Walter Mehring

Lesung von Sven j. Olsson



Walter Mehring, einer der interessantesten und unbequemsten Autoren der 1920er- und 1930er-Jahre, war nach dem Kriege „kein vergessener, sondern ein ungedruckter Autor“ (Eberhard Adamzig). Viel mehr noch – er war ein ungelesener Autor und ein Meister des Wortes, dessen Lyrik von Kollegen wie Kurt Tucholsky hoch geschätzt wurde. Der neben Gedichten und Chansons auch vier großartige Romane schrieb.

 

Das Manuskript seines letzten Romans „Topographie einer Hölle“ ging vor der Veröffentlichung auf Mehrings Weg ins Krankenhaus verloren. Die, anhand der handschriftlichen Erstfassung, rekonstruierten Kapitel schildern ergreifend Berlin, Paris, Wien und Marseille als Unter-Weltstädte auf seiner Flucht vor den Nationalsozialisten. Der Roman beschreibt, wie Walter Mehring im Internierungslager Camp de Saint Cyprien landet, fliehen kann und endlich durch die Hilfe von Varian Fry und das Emergency Rescue Committee nach Amerika gelangt. Es ist eine eindringliche und fesselnde Innenansicht eines Flüchtlings vor der Barbarei.

 

Sven j. Olsson; in Hamburg geboren; seit 1982 in den verschiedensten Bereichen des Theaters tätig; leitet seit 2009 in Hamburg die Wohnungslosen-Theatergruppe „Hornköppe“ mit bisher vier Produktionen; seine Liebe zum Werk Walter Mehrings führte 2013 zur Dramatisierung des Romans „Müller. Chronik einer deutschen Sippe“, 2015 zum Arbeitsjournal „Eine Dramatisierung. Die verlorene Bibliothek“ und zum Programm „Viel-Mehr-Mehring“.

Eintritt: freiSpende erbeten

Dienstag, 22. Oktober 2019, 19:30 UHR

Lebertran & Rock’n Roll

Geschichten aus Kindheit und Jugend in der Eimsbütteler Nachkriegszeit

Autobiographische Lesung mit Maren Witte



Maren Witte wuchs mit zwei älteren Schwestern ohne den im Krieg verschollenen Vater in Hamburg-Eimsbüttel auf. Sie erzählt persönliche Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend, damit sie für die Nachwelt bewahrt werden. Am eigenen Leib bekam sie die Kälte, den Hunger und die Armut zu spüren. Trümmerberge waren die abenteuerlichsten Spielplätze. Auch wenn ein Kind nicht wirklich den Ernst der Lage erfasst, fließt die Zeit der britischen Besatzung in die Erinnerungen mit ein: Es denkt eher an Familie, Spiel, Sport und Gesang; es versucht Spaß und Freude am Leben zu haben.

 

Maren Witte
Foto: Privat

Maren Witte, Jg. 1943, Ausbildung zur Fotolaborantin und Bürokauffrau; Kunststudium an der „Akademie Leonardo“ in Hamburg.

Eintritt: freiSpende erbeten

Freitag, 18. Oktober 2019, 16:00 UHR

Erzählcafe Telemannschule mit Kaffee und Kuchen

Kreativität an der Telemannschule in den 1950er-Jahren

Eine Kooperationsveranstaltung von Kreativhaus Eimsbüttel und Geschichtswerkstatt Eimsbüttel



Einführungsvortrag von Jörg Petersen mit Bildern von Schulklassen und Schülerarbeiten, die der Lehrer Lothar Rudloff in seinem Werk- und Kunstunterricht an der Telemannschule in den 1950er-Jahren fotografierte.

 

Besuchten Sie als Schülerin oder Schüler die Telemannschule in den 1950er-Jahren? Lebten Sie damals in der Nähe der Telemannschule? Gefiel Ihnen der Stil der 1950er-Jahre? Erzählen Sie uns bitte Ihre Erlebnisse aus den 1950er-Jahren.

 

Schülerarbeit an der Telemannschule 1950er-Jahre. Foto: Landesbildstelle Hamburg 27501
Eintritt: frei

Veranstaltungsort:

Kreativhaus Eimsbüttel, Telemannstraße 10, Nebengebäude, 20255 Hamburg

Dienstag, 15. Oktober 2019, 19:30 UHR

Zweite Revolution oder Aufruhr?

Die Hungerunruhen in Hamburg im Juni 1919

Vortrag von Uwe Schulte-Varendorff



Die Niederlage des Deutschen Kaiserreichs war im November 1918 besiegelt. Die innenpolitischen Verhältnisse in Hamburg waren auch nach Abschluss der anschließenden revolutionären Phase alles andere als stabil. Einerseits waren sie geprägt von militanten Auseinandersetzungen zwischen radikalen Gruppierungen, andererseits bestimmten weiterhin Hunger und Not den Alltag der Bevölkerung.

 

Dies war der Nährboden für die Ende Juni 1919 in der Stadt ausbrechenden „Sülzeunruhen“. Die Aufdeckung von skandalösen Herstellungs- und Verarbeitungsmethoden eines Sülzefabrikanten führten zu Aufruhr im gesamten Stadtgebiet. Diese bürgerkriegsähnlichen Verhältnisse führten zum massiven Einsatz von Reichswehrtruppen, da die Reichsregierung die Zustände in Hamburg als Revolutionsversuch brandmarkte. Ob dies zutreffend ist oder es sich um spontane Hungerunruhen handelte, wird in dem Vortrag eingehend beleuchtet.

 

Satire 1919
Abb.: Staatsarchiv Hamburg

Uwe Schulte-Varendorff, M. A., freier Geschichtswissenschaftler; Forschungsschwerpunkte: deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, deutsche Kolonialgeschichte, Legendenbildungen um Paul von Lettow-Vorbeck und Hermann Detzner, Erster Weltkrieg in der Kolonie Kamerun. Publikation: Die Hungerunruhen in Hamburg im Juli 1919 – eine zweite Revolution? (2010).

Eintritt: freiSpende erbeten

Dienstag, 08. Oktober 2019, 19:30 UHR

Auch wir wollen die Wahl haben!

Der lange Weg der deutschen Frauen zum politischen Frauenstimmrecht

Vortrag von Frauke Geyken



„Wahlberechtigt sind alle deutschen Männer und Frauen, die am Wahltag das 20. Lebensjahr vollendet haben.“ Mit diesen Sätzen brachte der Rat der Volksbeauftragten am 12. November 1918, mitten in der Revolution, eine große Wahlrechtsreform auf den Weg: Es wurde nicht nur das ungleiche preußische Dreiklassenwahlrecht abgeschafft, sondern auch das aktive Frauenwahl- und das passive Frauenstimmrecht eingeführt.

 

Dies bedeutete jedoch keineswegs, dass den deutschen Frauen das Frauenstimmrecht quasi in den Schoss fiel. Das hieße, einen jahrzehntelangen Kampf negieren, den sowohl Einzelfrauen als auch alle Flügel der Frauenbewegung bereits im 19. Jahrhundert begonnen hatten. Die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland im November 1918 ist vielmehr als eine Etappe auf dem langen Weg der Demokratisierung zu verstehen, als Prozess, der ungefähr 100 Jahre vor der Einführung begann und auch nicht 1918/19 endete. Denn, wie wir heute wissen, ist nur durch die Möglichkeit, aktiv zu wählen und passiv gewählt zu werden, die Gleichberechtigung der Geschlechter nicht zu erreichen gewesen.

 

Broschürencover zum Frauenstimmrecht
von Lida Gustava Heymann
Abb.: Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel,
Buchnr.: 19775

Dr. Frauke Geyken; Studium der Geschichte, Skandinavistik und Anglistik an der Georg-August-Universität Göttingen; Diss.: „Gentlemen auf Reisen. Das britische Deutschlandbild im 18. Jahrhundert“ (2002); langjährige wiss. Mitarbeiterin an der Uni Göttingen; seit 2008 freie Historikerin und historische Publizistin. Publikation u. a.: „Wir standen nicht abseits. Frauen im Widerstand gegen Hitler“ (2014).

Eintritt: freiSpende erbeten

Sonntag, 29. September 2019

Tag der Geschichtswerkstätten



Wir laden Sie ein, neue Einblicke in Ihren Stadtteil zu bekommen. Folgende Angebote haben wir für Sie:

 

Um 11 Uhr

Rundgang: "600 Meter und zwei Stunden"

Kriminalgeschichte der Susannenstraße

Treffpunkt: U-Bahnausgang Sternschanze, Dauer: 2 Stunden

 

Von 13 - 17 Uhr öffen wir unsere Archive für Sie. Zusätzlich wird es zwei Bildervorträge geben:

 

Um 14 Uhr

"Militarismus, Revolution und soziale Not"

Bilder rund um die ehemaligen Kasernen an der Bundesstraße

 

Um 15 Uhr

"Eimsbütteler Straßen in den 1950er und 1960er Jahren"

Fotografien von Kurt J. Scheffer

 

Eintritt: frei

Dienstag, 17. September 2019, 19:30 UHR

Gründung von unten?

Gustav Schiefler, der „Werkbund Geistiger Arbeiter“ und die Uni Hamburg 1919

Vortrag von Rolf von Bockel



1918 bildeten sich überall im Reich „Räte Geistiger Arbeiter“. In Hamburg etablierte sich der „Werkbund Geistiger Arbeiter“. Maßgeblicher Initiator: der liberale Richter Gustav Schiefler (1857–1935). Sein Haus in der Oberstraße war über Jahre Treffpunkt für Intellektuelle und Künstler. Schiefler war – neudeutsch – ein begnadeter „Netzwerker“. Mitstreiter fand er in Intellektuellen wie Fritz Schumacher, Gustav Pauli, Wilhelm Stern u. v. a. m.

 

Der Werkbund trat offensiv für eine Universitätsgründung ein. Gegen die „bildungsfeindlichen Instinkte“, so Schiefler, „welche im Großen die Hamburgische Kaufmannschaft selbst in ihren kultivierten Schichten“ präge. Er organisierte ein umfassendes Vorlesungswesen für Kriegsheimkehrer. Aus seinen Reihen kamen Persönlichkeiten, die dann eine zentrale Rolle bei der Uni-Gründung 1919 spielten (u. a. Karl Rathgen, der erste Rektor). Die oft unterschätzte Rolle Schieflers und des „Werkbunds“ für die Gründung von Hamburgs Alma Mater stehen im Zentrum des Vortrags.

 

Gustav Schiefler
Quelle: Rudolph Dührkoop: Hamburgische Männer und Frauen am Anfang des XX. Jahrhunderts. Kamera=Bildnisse. Aufgenommen und in Kupfer geätzt und gedruckt. Hamburg 1904, S. 107

Dr. Rolf von Bockel, Historiker, Verleger. Veröffentlichungen zur Geschichte pazifistischer Gruppen, Kurt Hiller, Helene Stöcker, NS-, Demokratie- und Hamburg-Geschichte. Aufsatz: Ein bürgerlich-revolutionäres Erfolgsmodell: Der Hamburger „Werkbund Geistiger Arbeiter“. In: Metropole und Region (2018). S. 65ff.

Eintritt: freiSpende erbeten

Samstag, 07. September 2019, 14:00 UHR

Bauhaus Rundgang



Im Rahmen des Tag des offenen Denkmals bieten wir am Samstag, 7. September eine kostenlose Führung an: "Siedlung im Bauhausstil aus dem Jahr 1931".

 

Die Siedlung, begrenzt von Julius-Vosseler-Straße, Vizelinstraße, Beethovenallee und Repgowstieg wurde während der Weltwirtschaftskrise 1931 im damals noch preußischen Lokstedt errichtet. Der Entwurf stammte von den jüdischen Architekten Semmy und Bernd Engel sowie von Hermann Rickert. Semmy Engel arbeitete auch für jüdische Institutionen und entwarf z. B. die Bornplatzsynagoge. Vater und Sohn emigrierten nach 1933 verfolgungsbedingt nach London.

 

Beamte, Angestellte, Handwerker und einige Arbeiter erwarben die 133 Doppel- und Reihenhäuser. Etliche Käufer waren SPD- und Gewerkschaftsmitglieder. Gebaut wurde die Siedlung von der gemeinwirtschaftlichen Bauhütte Bauwohl. Vorbild war vermutlich auch die Siedlung Dessau-Törten von Bauhausdirektor Walter Gropius. Es handelt sich vermutlich um die einzige Einfamilienhaussiedlung in der Architektursprache des Bauhauses auf heutigem Hamburger Gebiet.

 

 

Unserer Buch zum Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ ist weiterhin lieferbar für 15 Euro zu erwerben. 124 Seiten, durchgehend farbig gestaltet.
Anmeldung nicht erforderlich

 

Treffpunkt 14 Uhr

Julius-Vosseler-Str. 189

Dienstag, 04. Juni 2019, 19:30 UHR

Der Eimsbütteler Velocipeden-Reit-Club

Zur Frühgeschichte des Radfahrens in Hamburg

Vortrag von Lars Amenda



1869 erreichte eine Mode aus Paris das ferne Norddeutschland. Das vélocipède, jenes schwere Gefährt mit Tretkurbeln, sorgte auch in  Hamburgs bürgerlichen Kreisen für Furore. Findige Maschinenfabrikanten wie die Schlüters aus Pinneberg stellten eigene Velozipede her und gründeten – nicht ohne kommerzielle Interessen – einen eigenen Verein: den Eimsbütteler Velocipèden-Reit-Club.

 

Der Vortrag beleuchtet die Frühgeschichte des Fahrrads und des Eimsbütteler Vereins. Wer waren die Pioniere auf den „Knochenschüttlern“ und was trieb sie an? Wie reagierten staatliche Stellen auf diese völlig neue Art der individuellen Mobilität? Wieso verschwanden die Velozipeden schnell wieder?

 

Satzungscover von 1869
Abb.: Staatarchiv Hamburg

 

Dr. phil. Lars Amenda, Historiker und Autor in Hamburg, Vorstandsmitglied des Altonaer Bicycle-Clubs von 1869/80, der aus dem Eimsbütteler-Velocipeden-Reit-Club hervorging und im Frühjahr dieses Jahres sein 150-jähriges Jubiläum beging.

Eintritt: freiSpende erbeten

Montag, 27. Mai 2019, 18:30 UHR

„Wer waren die 999er?“

Strafsoldaten in Wehrmachtsuniform

Lesung und Bericht von Ursula Suhling



 

Ursula Suhling berichtet über die Strafsoldaten, die in Hamburg vom Hannoverschen Bahnhof deportiert wurden. Sie ist die Tochter von Carl und Lucie Suhling, die beide im Widerstand aktiv waren. Carl Suhling kam im „Bewährungsbataillon 999“ ums Leben. Lucie Suhling blieb im Nachkriegsdeutschland weiterhin widerständig.

 

Cover: VSA-Verlag

Ursula Suhling, geb. 1933 in Hamburg. Publikationen: „999er Strafsoldaten“ (2014), „Wer waren die 999er?“ (2017).

Eintritt: freiSpende erbeten

 

Eine Veranstaltung der VVN-BdA Hamburg-Eimsbüttel in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel

Dienstag, 21. Mai 2019, 19:30 UHR

Die Ossag als Pionier der „weißen Öle“

Entwicklung - Produkte – Gründer 1880-1947

Vortrag von Eva Pietsch



Ob für den Maschinen-, Eisenbahn- oder Automobilbau: Die Nachfrage nach industriellen Schmierstoffen und Maschinenfetten wuchs in der „Zweiten Industriellen Revolution“ seit den 1880er-Jahren rasant. Anhand der 1903 in Hamburg gegründeten Ölwerke Stern-Sonneborn AG (Ossag) und ihres Vorgängerbetriebs stellt der Vortrag die Mineralölindustrie als Start-up-Sektor innerhalb der deutschen Wirtschaft vor. Die jüdischen Gründerunternehmer, innovative Produktentwickler im deutschen und europäischen Schmierstoffmarkt, bauten dabei den Standort Hamburg konsequent zum Firmensitz mit eigenen Raffinerien, Laboren und Verwaltungsgebäuden aus.

 

Erzählt wird auch das Schicksal der Gründerpersönlichkeiten Leo Stern (1858–1943) und Jacques Sonneborn (1863–1936), deren Familien für Jahrzehnte als angesehene Bürger Hamburgs und der jüdischen Gemeinde hier ihren Lebensmittelpunkt besaßen, den sie durch rassistische Verfolgung im Nationalsozialismus verloren.

 

Ossag-Reklamemarke für Aero-Öl,
Hamburg (1910 - 1914).
Foto: Roman März, Jüdisches Museum Berlin, 2015/345/0, Schenkung von Peter-Hannes Lehmann

 

Dr. Eva Pietsch (Herford), Historikerin, Studium in Deutschland und den USA, Promotion in Bielefeld, Publikationen zur amerikanischen und deutschen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, arbeitet jetzt im Schuldienst von Nordrhein-Westfalen.

Eintritt: freiSpende erbeten

Dienstag, 07. Mai 2019, 19:30 UHR

Jüdischer Kosmopolit mit Hamburger Wurzeln

Wolfgang Hildesheimer (1916-1991)

Vortrag und Lesung von Charlotte Böhm



Seine Wiege stand auf der Elbinsel Wilhelmsburg. 1945 führte ihn sein Lebensweg aus Palästina über England zurück nach Deutschland. Hier war er als Simultanübersetzer bei den Nürnberger Prozessen tätig. Mit seinem Werk, in dem er versuchte, Dichtung, Musik und bildende Kunst zu verbinden, prägte er die deutsche Nachkriegs-Literatur entscheidend. Als Autor von „Tynset“, „Lieblose Legenden“ und einer Mozart-Biographie war er auch ein führender Vertreter des absurden Theaters.

 

Zu seinem 100. Geburtstag etablierte ihn Stephan Braese, Professor für europäisch-jüdische Literatur in Aachen, wieder in der Gegenwart. In der Biographie „Jenseits der Pässe“ zeichnet er Hildesheimers spannungsreiches Leben nach und gibt neue Einblicke in das Wirken eines Kosmopoliten, der sich immer wieder engagiert in die politisch-gesellschaftlichen Diskurse einmischte.

 

Wolfgang Hildesheimer
Foto: Jerry Bauer/Suhrkamp Verlag

 

Charlotte Böhm ist Journalistin und lebt in Hamburg.

Eintritt: freiSpende erbeten

Montag, 29. April 2019, 18:30 UHR

Arbeiterwiderstand in Hamburg 1940–1945

Lesung und Vortrag mit Ilse Jacob



Ilse Jacob ist die Tochter von Franz und Katharina Jacob. Ihr Vater Franz wurde im KZ ermordet. Seine Frau Katharina überlebte und kämpfte nach 1945 weiter gegen Faschismus und Krieg. Ilse Jacob berichtet über ihre Eltern und deren Mitstreiter und hält damit die Erinnerung an den Widerstand wach.

 

Cover: VVN-BdA Hamburg

Ilse Jacob, geb. 1942 in Hamburg, pensionierte Lehrerin.

Eintritt: freiSpende erbeten

 

Eine Veranstaltung der VVN-BdA Hamburg-Eimsbüttel in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel

Dienstag, 16. April 2019, 18:00 UHR

„Ich war ‚rassisch halb’“

Dokumentarfilm 1989

Filmvorführung mit Einführung von Beate Meyer



In dieser Dokumentation erzählen zwei Eimsbütteler von der Zeit zwischen 1933 und 1945. Beide wuchsen als jugendliche „Halbjuden“ in die NS-Zeit hinein: Sie litten unter ihrer eigenen, immer stärker werdenden Diskriminierung und unter der Verfolgung ihrer Eltern. Insbesondere fürchteten sie um die jüdische Mutter bzw. den jüdischen Vater. In den 1940er-Jahren zog sich die Schlinge noch fester zu: Während die jüdische Mutter des einen Zeitzeugen Zwangsarbeit leistete, war der jüdische Vater der anderen Zeitzeugin bereits nach Auschwitz deportiert und ermordet worden. Aber auch die jungen Leute selbst waren bedroht, mussten Zwangsarbeit leisten und wegen Beziehungen zu „Ariern“ drohte die Verhaftung wegen „Rassenschande“. Doch beide hatten das Glück zu überleben. Sie berichten im Film jeweils am Ort des Geschehens von den Ereignissen und den kleinen Fluchten, die sie sich trotz allem erkämpften.

 

Beate Meyer erzählt eingangs, wie die Idee zu dem Film entstand und wie dieser in Zusammenarbeit mit der damaligen alternativen Videogruppe „Stadtjournal“ realisiert wurde.

 

V. li. n. r.: Rainer Korsen (Ton), Gabi
Oberstenfeld (Kamera), Inge Hutton
(Zeitzeugin), Beate Meyer (GWE).
Foto: S. Baumbach

„Ich war ‚rassisch halb’“

Beate Meyer/Stadtjournal Hamburg 1989,

in einer 2019 neu überspielten, digitalen und restaurierten Kopie

32 Min.

Eintritt: freiSpende erbeten

 

Veranstaltungsort:

Filmraum

Müggenkampstraße 45

02.04.2019 - 29.05.2019

Bauhausarchitektur in Lokstedt?

Die Siedlung Julius-Vosseler-Straße/Vizelinstraße/ Beethovenallee/Repgowstieg aus dem Jahr 1931



Die Siedlung wurde während der Weltwirtschaftskrise im Auftrag der Hamburger Siedlungsgesellschaft mbH im damals noch preußischen Lokstedt errichtet. Die Ausführung lag in den Händen der Bauhütte Bauwohl, einer der nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten gemeinwirtschaftlichen Baubetriebe, die mit Kapital von gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Organisationen finanziert wurden. Die Anlage umfasst 133 ursprünglich bescheidene zweigeschossige Einzel-, Doppel-, Dreier- und Reihenhäuser. Die Käufer waren Beamte, Angestellte, Handwerker und einige Arbeiter. Etliche von ihnen gehörten der SPD und den Gewerkschaften an.

 

Die Siedlung markiert die Schnittstelle zwischen den an der Gartenstadt orientierten Angestellten- und Beamtensiedlungen der Zwischenkriegszeit und den ab 1932 entstandenen Erwerbslosensiedlungen. Unverkennbares Vorbild war die Siedlung Dessau-Törten von Walter Gropius. Obwohl es sich um die vermutlich einzige Einfamilienhaussiedlung im Bauhausstil auf heutigem Hamburger Gebiet handelt, ist die Lokstedter Anlage – auch in Fachkreisen - weitgehend unbekannt. Lediglich in einer kleinen vom Stadtplanungsamt Eimsbüttel herausgegebenen Broschüre (Autorin Marita Vietmeyer) aus dem Jahr 1998 wurde anlässlich einer Milieuschutzdebatte auf die architektur- und sozialgeschichtliche Bedeutung des Ensembles hingewiesen.

 

Der Entwurf stammt von den jüdischen Architekten Semmy und Bernd Engel und ihrem - bislang wenig beachteten - Kollegen Hermann Rickert. Semmy Engel ist einer interessierten Öffentlichkeit als Baumeister mehrerer Hamburger Synagogen und anderer Gebäude für jüdische Institutionen bekannt. Leben und Werk seines Sohnes Bernd Engel harren in der Hansestadt noch der Entdeckung. In Architekturführern taucht nur die von beiden gemeinsam entworfene Wohnanlage Sophienterrasse/Alsterkamp von 1928/29 auf, eines der schönsten Beispiele des Neuen Bauens in Hamburg. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Semmy und Bernd Engel verfolgt. Der Sohn floh 1936 nach London, der Vater folgte ihm 1938.

 

2008 erforschten Sielke Salomon und Susanne Lohmeyer für die Geschichtswerkstatt Eimsbüttel die Geschichte der Siedlung und erarbeiteten 27 Ausstellungstafeln und einen bis heute lieferbaren Ausstellungskatalog. Viele Bewohner haben dafür Fotos und andere Dokumente zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung ist ein Beitrag zur Geschichte des Bauens und Wohnens im Bezirk Eimsbüttel, zur Alltags- und Sozialgeschichte des Stadtteils und zur Erforschung des Anteils jüdischer Architekten an der Architektur der Moderne in Hamburg. Im Jahr 2019 kann diese als Beitrag der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel zum bundesweiten Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ angesehen werden.

 

Ausstellungskatalog
Eintritt: frei

 

Die Ausstellung wurde bereits 2008 mit großem Erfolg u. a. im Foyer des Bezirksamtes Eimsbüttel und im Staatsarchiv gezeigt und ist jetzt noch einmal vom 2. April 2019 bis 29. Mai 2019 in den Räumen der Geschichtswerkstatt Eimsbüttel zu sehen: jeweils in den Öffnungszeiten, dienstags und mittwochs in der Zeit von 13.00 bis 18.00 Uhr.

Sonderöffnungszeiten am:
Sonntag, 7. April, 11 - 16 Uhr
Mittwoch, 17. April, 18 - 21 Uhr
Mittwoch, 8. Mai, 18 - 21 Uhr

Dienstag, 19. März 2019, 20:15 UHR

Solo Sunny (1980)

Filmseminar mit Einführung im Rahmen unserer Verstantaltungsreihe:

Zwischen „Volksmassen“ und „Persönlichkeit“ - Menschenbilder im sozialistischen Film der DDR 1954-1980



Die frühere Arbeiterin Ingrid, „Sunny“, hat es – so scheint es – geschafft. Sie tourt als Schlagersängerin mit einer Band über die Dörfer und tritt in Klubhäusern und auf Festen auf. Allerdings kommt die Künstlerin mit ihrem Privatleben nicht klar. Der Film über eine Außenseiterin in der DDR basiert auf der Lebensgeschichte von Sanije Torka, die im Film nicht erwähnt wird. Gedreht wurde bevorzugt in Abrisshäusern in Prenzlauer Berg, einer Gegend, die dem Drehteam besonders geeignet erschien, Raum und Atmosphäre der eigenwilligen Sängerin in Szene zu setzen. Letztendlich wird gefragt: wie können Glücksansprüche im DDR-Alltag verwirklicht werden? Wie kann ein Ausbruch des Einzelnen aus der „geschlossenen Gesellschaft“ der DDR gelingen? „Solo Sunny“ war der letzte Spielfilm des vielleicht bedeutendsten Regisseurs der DDR, Konrad Wolf. Sowohl im In- als auch im Ausland wurde er ausgezeichnet. Bei der Berlinale 1980 erhielt er den Filmkritikerpreis und Renate Krößner einen Silbernen Bären als beste Darstellerin. In der DDR erhielt der Film einen Kritikerpreis.

 

Regie: Konrad Wolf, Wolfgang Kohlhaase;

Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, Dieter Wolf

Konrad Wolf 1970.
Foto: Klaus Franke (Bundesarchiv Bild 183-J0325-0024-001)
Eintritt: freiSpende erbeten

 

Veranstaltungsort:

Filmraum

Müggenkampstraße 45

Dienstag, 12. März 2019, 20:15 UHR

Jakob der Lügner (1974)

Filmseminar mit Einführung im Rahmen unserer Verstantaltungsreihe:

Zwischen „Volksmassen“ und „Persönlichkeit“- Menschenbilder im sozialistischen Film der DDR 1954-1980



Der Film, der sich stark an der Romanvorlage Jacob der Lügner von Jurek Becker orientiert und in einem jüdischen Getto in Polen spielt, ist beispielhaft für das Hin und Her politischer Einflussnahme auf DEFA-Produktionen. Ursprünglich sollte dieser Film bereits 1966 realisiert werden. Dies scheiterte aber an der fehlenden Erlaubnis für die Dreharbeiten in Krakau und an der Strafversetzung des Regisseurs Frank Beyer an das Dresdner Theater, nachdem sein umstrittener Film Spur der Steine 1966 in die Kinos gekommen war. Erst nachdem Jurek Becker sein Drehbuch zu einem (erfolgreichen) Roman verarbeitet hatte, ging der Film 1974 in die Produktion. Es war der einzige DDR-Film, der jemals für den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film nominiert wurde.

 

Regie: Frank Beyer;

Drehbuch: Jurek Becker, Frank Beyer

Kinopremiere am 17.4.1975 im Berliner Filmtheater "Kosmos" mit dem Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED Werner Lamberz (2.v.r.) und dem Regisseur Frank Beyer (Mitte) sowie den Darstellern Vlastimil Brodsky und Jana Brejchova. Foto: Joachim Spremberg/ADN-ZB (Bundesarchiv Bild 183-P0417-0017)
Eintritt: freiSpende erbeten

 

Veranstaltungsort:

Filmraum

Müggenkampstraße 45

Dienstag, 26. Februar 2019, 20:15 UHR

Ecke Schönhauser (1957)

Filmseminar mit Einführung im Rahmen unserer Verstantaltungsreihe:

Zwischen „Volksmassen“ und „Persönlichkeit“- Menschenbilder im sozialistischen Film der DDR 1954-1980



Berlin. Ein paar „Halbstarke“ treffen sie 1956 täglich unter den U-Bahn-Bögen der Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg. Hier, Ecke Schönhauser, vertreiben sie sich ihre Langeweile und vergessen für einige Zeit die Probleme, die sie zu Hause erwarten. Der Film, ohne Genehmigung der DDR-Behörden gedreht und am 30. August 1957 im Ostberliner Kino Babylon uraufgeführt, zeichnet das Porträt einer haltlosen, verunsicherten Generation. Auch in der DDR gab es ein „Jugendproblem“, hervorgerufen durch Perspektivlosigkeit, gesellschaftliche Konventionen und mangelnde Fürsorge im Elternhaus. Mit mehr als 1,5 Millionen Zuschauern in nur sechs Wochen traf der Film offenbar den Nerv des jungen ostdeutschen Publikums und ist bis heute ein Filmklassiker der DEFA.

 

Regie: Gerhard Klein;

Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase

Das Berliner Babylon, Premierentheater des Films.
Foto: Andreas Praefcke (commons.wikimedia.org CC BY 3.0)
Eintritt: freiSpende erbeten

 

Veranstaltungsort:

Filmraum

Müggenkampstraße 45

Dienstag, 12. Februar 2019, 20:15 UHR

Ernst Thälmann - Sohn seiner Klasse (1954)

Filmseminar mit Einführung im Rahmen unserer Verstantaltungsreihe:

Zwischen „Volksmassen“ und „Persönlichkeit“ - Menschenbilder im sozialistischen Film der DDR 1954-1980



Der Film kann als einer der wichtigsten Propagandafilme der DDR gelten. Gedreht in der Tradition sowjetischer Monumentalfilme, ging er auf eine persönliche Intervention Walter Ulbrichts zurück, der die Filmschaffenden ermahnt hatte: „Die DEFA sollte dazu übergehen, Filme über den Kampf um den Aufbau der Grundlagen des Sozialismus zu bringen“ und „hervorragende Persönlichkeiten der Geschichte unseres Volkes in ihrem Schaffen darstellen“. Die ausdrucksvollen Bilder des Films vermitteln angebliche historische Wahrheiten, aber inhaltlich spiegeln sie nur die „parteiliche Sicht auf die Geschichte“ durch die Parteiideologen wider.

 

Regie: Kurt Maetzig, Johannes Arpe;

Drehbuch: Michael Tschesno-Hell, Willi Bredel

Filmplakat 1954
Abbildung: Progress-Filmprogramm 10/54
Eintritt: freiSpende erbeten

 

Veranstaltungsort:

Filmraum

Müggenkampstraße 45